ARThOUSING
Orte und Menschen
Wir tun, was wir tun, nicht, weil es besser ist als anderes – das ist es in mancher Hinsicht sicher auch. Wir tun, was wir tun, weil es unserer Einsicht zufolge Not tut. Um zu sehen, was ist und zu zeigen, was es bedeutet, müssen soziale Einrichtungen und Künstler zusammenarbeiten – es ist notwendig, wenn wir uns vergewissern wollen, was wir tun. Dabei werden Menschen und Orte wichtig, nicht Noten, Stundenpläne und Evaluationsberichte in Tabellen.

Wir tun, was wir tun, aber auch weil es uns Spaß macht – und also vielleicht auch anderen.

Wir schaffen Gelegenheiten. ArtHousing nennen wir den zeitlich begrenzten schöpferischen Prozess zur Herstellung einer Behausung, die Metamorphose von Unterrichtsräumen, von Schule und Kindergarten zu einem Gehäuse der Kunst. Dabei versammeln wir, was wir vorfinden, auf neue Art und Weise, sodass die Proportionen dessen, was schon da ist, sich zu Gunsten derjenigen Momente verschieben, die wir als gelungen erkannt haben.

Dabei arbeiten in der Regel eine Künstlerin und ein Künstler in einem Co-Künstler-Team, einem Künstler-Tandem zusammnen. Insofern es gelingt, die Orte an denen wir arbeiten, Kindergarten, Schule und Unternehmen, in Räume der Kunst zu verwandeln, bringen wir Selbständigkeit und Autonomie in die Einrichtungen. Denn jedes Kunstwerk ist ein Manifest der Freiheit und deren Einlösung. So entstehen Installationen, die die örtlichen Gegebenheiten aufnehmen, umarbeiten und spezifische ästhetische Erfahrungen ermöglichen.

ArtHousing bedeutet, in den Räumen unserer Kooperationspartner Ausstellungen und Performances mit professionellem künstlerischem Anspruch zu realisieren. Dabei werden die Arbeitsergebnisse der Kinder so eingeflochten, dass sie als wesentlicher Bestandteil des Gesamtwerkes sichtbar werden. Durch Einarbeitung in unseren Arbeitskontext entstehen Gemeinschaftswerke, die den Ausdrucksgestalten der Kinder eine ganz besondere Wertschätzung einräumen.

Künstlerische Tätigkeit jenseits des Ateliers – ob in Wirtschaftsunternehmen oder in sozialen Einrichtungen – impliziert immer auch die Frage, was sie für unser Künstlersein bedeutet. Zu befürchten wäre, dass es eine Indienstnahme ist, die die historisch errungene künstlerische Autonomie untergräbt. Im thematischen Kontext sozialer Einrichtungen impliziert die künstlerische Tätigkeit vor Ort darüber hinaus die Frage, was heißt Schule, was Kindergarten? Was heißt es Lehrer oder Erzieherin zu sein? Das fordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Vertrauen, das über einen längeren Prozess wachsen können sollte.